Wassererbe Augsburg
Interaktive Website zur Entwicklung der Wassernutzung einer Stadt
- data journalism
- historic data
- information design
- svelte
| Veröffentlichung: | 2. Jan. 2025 |
| Projektzeitraum: | Sept. 2021 Jan. 2022 |
Augsburg ist seit jeher eine von Wasser geprägte Stadt. Mit über 530 Brücken und einem weitverzweigten Netz aus 100 Kilometern Kanälen erzählt das Stadtbild von einer engen Verbindung zu dieser lebenswichtigen Ressource. Anlässlich der Auszeichnung als UNESCO-Welterbe habe ich im Rahmen meines Studiums „Interaktive Mediensysteme“ das Zusammenspiel von Stadt und Wasser erlebbar gemacht.
In Augsburg gibt es mehrere historische, zur Wassernutzung gebaute Bauwerke, welche heute noch das Stadtbild prägen. Mit meinem Projekt „Wassererbe Augsburg“ möchte ich aufzeigen, wie sich die Stadt über die letzten 100 Jahre durch das Wasser verändert hat. Hierzu greife ich die Geschichte von 5 Stadtteilen auf:
- dem Hochablass
- dem Lechviertel
- dem Textilviertel
- dem Proviantbachquartier
- dem Herrenbachviertel
Datenakquise
Nach eingängiger Recherche und Gesprächen mit Mitarbeitern des Welterbe-Infozentrums entschied ich mich dazu, die Historie der Stadtteile aus Fachbüchern zu entnehmen. Unter der Open Data Initiative hat das Bundesland Bayern historisches Kartenmaterial bis zurück ins Jahr 1890 über den BayernAtlas frei zugänglich gemacht. Diese Karten dienten als Informationsbasis zur Einordnung der Flächennutzung.
Standardisierung und Klassifizierung der Daten
Um die Flächennutzung historisch betrachten zu können, musste ich zunächst das unterschiedliche, zum Teil noch per Hand gezeichnete, Kartenmaterial übereinanderlegen und abgleichen. Hier zeigte sich, dass gerade bei älteren Karten kleine geografische Unterschiede zu moderneren Karten nach 1980 auftreten. Mithilfe von markanten historischen Gebäuden gelang es mir, die Karten deckungsgleich zu platzieren.
Als Nächstes galt es, ein geeignetes Raster zur Nutzungsklassifizierung einzelner Zonen zu finden. Grundsätzlich bieten sich zwei verschiedene Formen an, welche nahtlos ohne das Entstehen von Lücken aneinandergereiht werden können: das Rechteck und das Hexagon. Erste Tests zeigten, dass während ein Quadratraster eine leicht bessere Übersichtlichkeit bietet, sich mithilfe eines Hexagonmusters die organischen Gegebenheiten im Flusslauf und Stadtwachstum genauer darstellen lassen:
Neben der unterschiedlichen Form erprobte ich auch unterschiedliche Rasterskalierungen. Mir war es wichtig, einen Kompromiss zu finden zwischen Detailgrad und Abstrahierung. Die akkurate Abbildung der verwinkelten Wasserkanäle Augsburgs war eine Herausforderung.
Die Flächennutzung wird in jeder Karte durch unterschiedliche Farben kodiert. Je nach Jahr gibt es verschiedene Farben und zum Teil auch mehr oder weniger Informationen zur Flächennutzung. Der größte gemeinsame Nenner sind fünf verschiedene Nutzungstypen: Landwirtschaft, Grasland, Wald, Wohnraum und Industrie.
Für jede Zone im Raster wurde der Durchschnitt der Flächennutzung gefunden und händisch kodiert. Da jede Karte unterschiedliche Merkmale aufweist, war es hier leider nicht rentabel, einen automatischen Algorithmus aufzusetzen. Insgesamt wurden 13 Karten über die Jahre 1890 bis 2022 ausgewertet.
Vielleicht ist es bereits aufgefallen, alle Karten sind nach Westen ausgerichtet. Das geht auf die erste Radierung Augsburgs aus dem späten 16. Jahrhundert von Franz Hogenberg zurück. Als kleine Hommage auf die Ursprünge der historischen Aufzeichnung Augsburgs habe ich auch meine Karten nach Westen ausgerichtet.
Um dem Betrachter meiner Visualisierung die Verortung einzelner Stadtteile zu erleichtern, entschied ich mich dazu, eine Ortslegende einzubauen.
Visualisierung mittels Svelte und SVG
Um meine Erkenntnisse zu präsentieren, entwickelte ich eine Website mithilfe von Svelte. Die Website verfügt im Kern über drei Funktionen, welche miteinander interagieren:
- Visualisierung der Flächennutzung geografisch und prozentual
- Erzählung der Veränderung der Stadtteile anhand der Karte
- Manipulation am Zeitstrahl
Das erarbeitete Raster wurde als SVG-Grafik in die Website eingebettet. Jede Zone hat eine einzigartige ID, welche sie in einem X/Y-Koordinatensystem eindeutig zuordnen lässt. Außerdem besitzt jede Zone eine fortlaufende Nummer. Die Kanäle wurden eindeutig namentlich identifiziert.
So ist es möglich, jede Zone und jeden Kanal programmatisch anzusprechen und je nach ausgewähltem Jahr einzufärben:
Über diese Zuweisung können auch mehrere Zonen für die Erzählung von Geschichten hervorgehoben werden:
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Das Projekt erhielt ausgezeichnete Resonanz. Neben einer sehr guten Note, bot sich mir die Möglichkeit das Projekt den Mitarbeitern des Welterbe-Infozentrums und Studenten & Professoren der Hochschule Luzern vor. Vielen Dank an Herrn Professor Stoll für diese Gelegenheit.